Wiens Straßennamen – einst und heute
Aus gegebenem Anlass haben wir uns einmal der Recherchearbeit hingegeben und nachgeforscht, wie einige von Wiens Straßennamen in früheren Tagen geheißen haben.
Argentinierstraße
Die Argentinierstraße im vierten Bezirk, die den Karlsplatz mit der Elisabethkirche und dem Gürtel schnürchengerade verbindet, verdankt ihren Namen der Hilfe Argentiniens nach dem Ersten Weltkrieg. Die frühere Gartenallee trug bis 1921 anschließend den Namen Alleegasse und teilte sich in die Kaiserliche Allee, die Untere und die Obere Alleegasse. Die Umgebung wurde oft als Haferpoint bezeichnet.
Stephansplatz
Der Stephansplatz hieß bis zum Jahr 1792 Stephansfreithof. Dies rührt daher, dass sich zu dieser Zeit an der Stelle rund um das 136,4 Meter hohe Wahrzeichen der Stadt ein großer Friedhof befand. 1732 wurde der Friedhof nach und nach aufgelassen. Gebräuchlich wurde der heutige Name für den Platz jedoch erst ab dem Zeitpunkt, als Kaiser Franz II von einer Königsreise aus Frankfurt/Main zurückkam und auf dem Platz mit einer mächtigen Parade begrüßt wurde und dieser in Folge nur noch vom Stephansplatz sprach.
Mariahilfer Straße
Die „Mahü“ trug vormals schon viele Namen: Bayerische Landstraße, Kremser Straße, Schönbrunner Linienstraße, Laimgrubner Hauptstraße, Fünfhauser Hauptstraße, Mariahilfer Grund Straße, Mariahilfer Hauptstraße, Penzinger Straße, Penzinger Poststraße und Schönbrunner Straße. Ihren heutigen Namen verdankt sie dem Gnadenbild Mariahilf, einer Kopie des gleichnamigen Gemäldes von Lucas Cranach dem Älteren, das sich in der Mariahilfer Kirche befindet. Seit 1897 hat sich der offizielle Name als Mariahilfer Straße durchgesetzt.
Universitätsring
Der Universitätsring, ein Abschnitt der Wiener Ringstraße im 1. Bezirk, ist seinem Namen nach der jüngste Abschnitts der alt-ehrwürdigen Prunkstraße, trägt er diesen doch erst seit 2012. An der Stelle des heutigen Universitätsrings verlief hier ab dem Mittelalter das Glacis, eine von 1529 bis 1858 existierende Freifläche zwischen den Wiener Stadtmauern und den Vorstädten. Als die Stadtmauern abgerissen wurden, blieb der Teil des Rings bis Ende der 1870er Jahre namenlos und wird schließlich bis 1919 mit dem Namen Franzensring – zu Ehren Kaiser Franz I – betitelt und umfasste sowohl den heutigen Dr. Karl-Renner- Ring als auch den Universitätsring.
Mit dem Ende der Monarchie wurde er 1919 in Ring des 12. November benannt, um an die Ausrufung der Republik im Jahr 1918 zu erinnern. 1934 wurde der Abschnitt des Rings geteilt und zwischen Stadiongasse und Schottengasse in Dr.-Karl-Lueger-Ring umbenannt, womit an den christlichsozialen Politiker Karl Lueger, Bürgermeister Wiens zwischen 1897 und 1910, erinnert wurde. Da diesem jedoch eine sehr antisemitische Politik geschuldet ist, stieß die Namensgebung zunehmend auf starke Kritik, vor allem auch aus Universitätskreisen. Am 5. Juni 2012 wird der Straßenzug in Folge einer Bürgerinitiative schließlich endgültig in Universitätsring umbenannt.
Cottagegasse
Die malerische Cottagegasse im 18. Bezirk, die mit ihren süßen Knusperhäuschen und imposanten Villen rund ums Jahr eine Augenweide ist, trug früher den Namen Obere Neugasse, bevor sie in Stiftgasse unbenannt wurde. Als 1872 schließlich der Wiener Cottagverein gegründet wurde, wurde auch die Straße umbenannt. Die Idee dieses Vereins war es, den WienerInnen auch die Außenbezirke mit Gartenflächen, die in der Innenstadt fehlten, schmackhaft zu machen und sie an die Wohnweise in Einfamilienhäusern zu gewöhnen. In Folge wurden zahlreiche dieser Villen „Cottages“ errichtet. Das gesamte Grätzl wird seither auch als Cottageviertel oder Cottage bezeichnet. Es umfasste zu seinem Höhepunkt rund 85 Hektar mit rund 7.000 BewohnerInnen und zählt auch heute noch zu den exklusivsten Wohnvierteln Wiens.
Rossauer Lände
Mit Ende der Monarchie wurden einige Straßen, die ihre Namen den Habsburgern und ihrer Herrschaft verdankten umbenannt, so wurde z. B. aus der Elisabethpromenade im 9. Bezirk die Rossauer Lände.
Eine besonders namenreiche Tradition hat auch der heutige Rooseveltplatz – benannt nach dem 32. US-Präsidenten Franklin Roosevelt. Dieser trug bis 1919 und dem Ende der Monarchie den Namen Maximilienplatz, wurde nach dem Ersten Weltkrieg zum Freiheitsplatz, 1934 zum Dollfußplatz. Mit der NS-Zeit wurde 1938 das Areal zum Hermann-Göring-Platz unbenannt, bevor er bis 1946 vor seiner erneuten Umbenennung wieder den Namen Freiheitsplatz erhielt.
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