Wo ihr in Wiens Straßen zeitgenössische Kunst entdecken könnt
Kunst hängt nicht nur in Museen, Kunst gibt es nahezu überall – auch im öffentlichen Raum. Kommt mit auf eine kleine Entdeckungstour auf den Spuren von zeitgenössischer Kunst in Wien, abseits von Denkmälern und Brunnen im Ersten.
Wien ist ja eher für seine kaiserlich-königlichen Prunkbauten bekannt, als für modernes Design. Das bedeutet aber nicht, dass es in der Stadt keine zeitgenössische Kunst zu sehen gibt. Tatsächlich findet man einige Kunstwerke in den Straßen Wiens, die einem bei den alltäglichen Wegen vielleicht gar nicht auffallen. Kommt mit auf einen kleinen Streifzug auf der Suche nach moderner Kunst in den Straßen Wiens – natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken.
Im Umfeld von Museen
Die erste Anlaufstelle für zeitgenössische Kunst in Wien ist wohl das Museumsquartier. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass es hier auch außerhalb der Museen jede Menge Werke zu entdecken gibt. Die Street-Art-Passage findet ihr beispielsweise beim Übergang vom MQ zum Spittelberg. Dort werden Werke von nationalen und internationalen Street-Artists ausgestellt. Prägend ist das Mosaik des französischen Künstlers Invader. Ihr findet im MQ aber auch weitere Passagen, wie die Tonspur oder die Sternenpassage.
Auch das MAK ist nicht nur innen hui, sondern auch außen nicht pfui: Wer schon einmal abends am Museum vorbei spaziert ist, hat bestimmt bemerkt, dass die Fenster in verschiedenen Farben leuchten. Diese Installation heißt MAKlite und stammt vom US-amerikanischen Künstler James Turrell. Ihr könnt sie von Sonnenuntergang bis Mitternacht und von 5 Uhr Früh bis Sonnenaufgang bewundern.
Lichtinstallationen in der Straße
Seid ihr schon mal durch Wien spaziert und habt eine dieser besonderen Straßenlaternen gesehen, deren Leuchtelemente ineinander verflochten sind? Dann raten wir euch, einmal die Perspektive zu wechseln und euch unter die Laterne zu stellen. Dann seht ihr nämlich, dass die Leuchtelemente die Form eines Davidsterns ergeben. In Wien gibt es 25 dieser Installationen. Sie stehen an jenen Orten, an denen vor den Novemberpogromen von 1938 Synagogen oder Bethäuser standen. Die sogenannten Sternstelen des Künstlers Lukas Kaufmann sind Teil des Projekts OT vom Jüdischen Museum und der Universität für Angewandte Kunst.
Eine weitere Lichtinstallation findet ihr in der Innenstadt: Olafur Eliassons Yellow Fog leuchtet täglich während der Abenddämmerung entlang der Fassade der Verbund-Zentrale (Am Hof 6A). Eine Stunde lang wird die Fassade in gelbes Licht und aufsteigenden Nebel getaucht. Die Beginnzeiten findet ihr auf der Website des Verbunds.
Kunstvolle U-Bahn-Stationen
U-Bahn-Stationen sind nicht nur praktische Orte, sie können auch richtig schön sein. Besonders, wenn sie in Kunst gehüllt sind. Anstatt von U1 zu U4 zu hetzen, solltet ihr euch mal Zeit nehmen und die Kunst-Passage am Karlsplatz auschecken. Neben sehr vielen Kommastellen von Pi gibt es dort zum Beispiel auch eine riesige Wandmalerei von Ernst Caramelle zu bestaunen.
Auch rund um den Hauptbahnhof findet ihr zeitgenössische Kunst: Am Südtiroler Platz verzieren Skulpturen die Lüftungsschächte der U-Bahn. In der Unterführung bei der Gertrude-Fröhlich-Sandner-Straße könnt ihr eine Wandinstallation von Peter Sandbichler bestaunen. Auf 120 Metern wurden Keramik-Module in verschiedenen Farben installiert.
Street Art überall
Wenn es um Kunst im öffentlichen Raum geht, darf natürlich Street Art nicht fehlen. In Wien gibt es an einigen Orten beeindruckende Murals und coole Graffitis. Am offensichtlichsten ist das am Donaukanal. In dieser Art Freilichtgalerie am Wasser wechseln ständig die Motive und die Bandbreite ist riesengroß. Aber auch im 6. und 7. Bezirk, am Yppenplatz oder rund um die Reindorfgasse gibt es einige coole Spots, an denen ihr bunte Murals findet. Entlang des Wienflusses gibt es zwar nicht so viele große Murals, aber auch hier sind einige Kunstwerke zu sehen. Am besten checkt ihr mal die Street-Art-Wanderwege aus.
Kunst, die kommt und geht
Neben Graffitis gibt es noch weitere Kunstinstallationen, die nur temporär in Wien zu sehen sind. Die erste Anlaufstelle für Interessierte ist KÖR – Kunst im öffentlichen Raum Wien. Auf der Website findet ihr einen Überblick über Projekte, die gerade laufen.
Für das Calle Libre Streetart-Festival in Zusammenarbeit mit KÖR gestaltete beispielsweise der portugiesische Street Artist Bordalo II ein riesiges Eichhörnchen. Dabei handelt es sich um ein Wandrelief, das aus Plastikmüll besteht. Einerseits erinnert der Artist mit dem Motiv aus seiner Reihe Trash Animals an eines seiner bekanntesten Werke – ein rotes Eichhörnchen –, das in Dublin zerstört wurde. Andererseits will Bordalo II mit dem Material auf die Problematik von Plastikmüll für die Umwelt aufmerksam machen. Das Eichhörnchen könnt ihr bis Ende Juli 2023 in der Nordwestbahnstraße 8-10 im 20. Bezirk bestaunen.
Seit Mitte September 2022 sorgt außerdem eine riesengroße Zehe im Rudolf-Bednar-Park im Nordbahnviertel für Aufsehen. Ein Jahr lang soll die plastische Darstellung des Künstlers Leopold Kessler hier stehen bleiben. Wer daran vorbei spaziert, kann sie aber nicht nur bestaunen, sondern auch selbst mitgestalten. Denn der Zehennagel „wächst“ nämlich um rund zwei Zentimeter pro Tag, bedeutet: die Platte schiebt sich kontinuierlich nach vorne. Die Anrainer*innen können den Zehennagel mit Sägen oder Raspeln schneiden. Bei unserem Besuch war der Nagel gerade ziemlich kurz:
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