Zusammen kommen auf den Sex Positive Partys von hausgemacht
„Zusammen kommen“ ist nicht nur lustiges Wortspiel und Titel der längst legendären Eventreihe von hausgemacht, sondern auch tatsächlich Programm. Wir waren auf einer der ersten Sex Positive Partys in Wien und haben aufgeschrieben, was wir erlebt haben.
Die Sex Positive Partys vom Kollektiv hausgemacht sind längst Kult in der Wiener Clubszene. Sie wanderten von der Auslage zur Grellen Forelle und finden mittlerweile im Club Exil in Vösendorf statt. Wir waren damals beim zweiten Akt, ursprünglich noch in der Auslage in Wien, als es die Auslage überhaupt noch gab – uff. Um euch schon mal auf die nächste Party einzustimmen, haben wir hier unseren Erfahrungsbericht für euch:
Dress to caress
First things first: Eine Party unter dem Motto „Sex positive“ bedeutet nicht Rudelbums und Swinger-Action. Vor allem geht es darum, die Offenheit, Diversität und Freiheit zu feiern. Im Mittelpunkt steht immer noch die Musik. Und natürlich auch die Freizügigkeit in ihrer schönsten Form. Die begünstigt vor allem der Dresscode: „Alles was dein sexuelles Wesen unterstreicht und auch streichelt“, steht auf der Website. Besonders gern gesehen sind Fetisch, Lack und Leder und natürlich das schönste Kostüm überhaupt: nackte Haut.
Strenge Tür, lockere Stimmung
Also haben wir uns auch mal in Minimalschale geworfen, sind vor etwa einem Jahr zur zweiten Sex Positive Party in die Auslage gepilgert und waren so von den nicht vorhandenen Socken, dass wir auch, seit sie in die Grelle Forelle umgezogen ist, immer wieder gerne am Start sind. Schon die Kontrolle am Eingang zeigt, dass wir hier gut aufgehoben sind. Denn bevor wir reingelassen werden, müssen wir erst mal ein paar Fragen beantworten: Wie seid ihr auf das Event gekommen? Warum seid ihr hier? Wie sieht euer Outfit aus? Man will sichergehen, dass nur Partygäste mit den richtigen Motiven in einer sicheren Umgebung ihre Hüllen fallen lassen können. Und das machen wir dann auch. Direkt an der Kassa streifen wir die Straßenkleidung ab und hinterlegen sie in der Garderobe. Unsere Handykameras werden abgeklebt. Mit strengen Blick bläut man uns ein, dass wir sofort hochkant rausfliegen, sollten wir die Sticker abziehen und heimlich knipsen. Das erklärt auch die unverhältnismäßig hohe Anzahl an GIFs in diesem Artikel.
Um zwei Uhr Früh ist der Club gut gefüllt, und zwar mit ziemlich ausgewogenem Frauen-Männer-Anteil. Auch darauf achtet man an der Tür mit unterschiedlichen Einlassphasen. Für die immer länger werdende Warteschlange sind die strengen Kontrollen zwar mühsam, aber was wäre die Alternative? Alle reinlassen und hoffen, dass keine Störenfriede und Grapschehände dabei sind? Der anhaltend große Andrang beweist jedenfalls vor allem eins: Wien will Freizügigkeit, und es will sie immer wieder.
Wenn schon nackt, dann gemeinsam
Dass drinnen fast alle knappest bekleidet sind, gibt ein gutes Gefühl: Wir sind zwar halbnackt und verletzlich, aber wir sind es alle zusammen. Hier muss man sich also nicht schämen, hier fühlt man sich in Höschen und einem Hauch von Nichts erstaunlich wohl. Denn auf den Dancefloors geht es fühlbar respektvoll zu. Das Gerempel, dank dem man sich beim Feiern sonst fühlt, als wäre man die Kugel in einem Pin-Ball-Automaten, bleibt hier fast aus oder wurde ersetzt durch ein gefühlvolles Streifen. Den Respektabstand spürt man auch beim Tanzen selbst. Mit ungewohnter Arm- und Beinfreiheit wackeln wir zu den dröhnenden Beats.
Im Dunkeln ist gut munkeln – und schmusen
So. Jetzt haben wir euch mit unserem plüschigen Wir-haben-uns-alle-lieb-Geschwafel lang genug auf die Folter gespannt. Aber auch wir wollen streng aussieben, wer die schlüpfrigen Details verdient hat. Wenn du immer noch liest, bist du wahrscheinlich kein sabbernder Perverso, der auf schnelle sexy Schlagworte aus war. Wenn doch: Penis! Jedenfalls ist die Location mit mehreren, durch schwarzen Stoff abgehangenen Darkrooms ausgestattet, in denen nach Genitalslust die freie Sexualität zelebriert wird. Und das sogar safe und juicy mit Kondomen und Gleitgels zur freien Entnahme.
Auch auf der Tanzfläche waren wir das eine oder andere Mal unverhoffter Zaungast von FSK-18-Action. Zu später Stunde sammelten sich immer wieder präkopulative Menschenknäuel in den dafür vorgesehenen Schmuseecken. Die Stimmung wurde heißer, die Beats immer härter – und nicht nur die. Haha. Penis. Schon wieder. An unserem ungelenken Genitalhumor merkt man vielleicht schon, dass wir sonst eher die nervös Kichernden als die lasziv Lippenbeißenden sind. Aber weil der Umgang mit Sexualität und erotischem Bewusstsein beim „Zusammen Kommen“ so natürlich und selbstverständlich war, war er das plötzlich auch für uns. Keine blöden Blicke, keine angewidert hochgezogenen Augenbrauen. Nur jede Menge Liebe! An diesem einen Abend haben wir in Sachen Geschlechtsverkehr also einen Reifesprung von zehn Jahren zurückgelegt. Und auch jetzt haben wir kaum gekichert, als wir Geschlechtsverkehr geschrieben haben.
Für die meisten sind die Sex Positive Partys von Hausgemacht sicher eine feine Feierei, für manche wahrscheinlich auch eine erotische Erfahrung. Für uns sind sie jedenfalls ein High Five mit unserer sexuellen Identität.
Ihr mögt es mysteriös? Dann schaut doch in einem unserer geheimen Clubs von Wien vorbei. Was ihr in der Hauptstadt sonst noch alles anstellen könnt, verraten euch wöchentlich in unserer Weekend Preview.