Friedhof der Namenlosen
Friedhof der Namenlosen
Alberner Hafenzufahrtsstraße, 1110 WienÖffnungszeiten
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friedhof-der-namenlosen.atDer Tod, das muss ein Wiener sein, singt Georg Kreisler. Und recht hat er. Kaum einer Stadt scheint der Holzpyjama so auf den morbiden Leib geschneidert wie dem Wiener Wasserkopf. Immerhin stirbt es sich hier aber auch besonders pittoresk – vom Zentralfriedhof bis zu den kleineren, verwinkelten Friedhöfen am Stadtrand. Einer davon ist definitiv der Friedhof der Namenlosen.
Anonyme Donauleichen
Weit draußen am Stadtrand, am äußersten Winkel von Simmering, versteckt sich der Friedhof der Namenlosen unscheinbar hinter der Alberner Hafenanlage. Zuerst ist man sich nicht einmal sicher, ob man hier überhaupt durchfahren darf. Darf man aber – und es zahlt sich aus. Eigentlich ist der heutige Friedhof der zweite Liegeort der Namenlosen. Als 1840 eine unbekannte Wasserleiche aus der Donau gezogen wurde, bestattete man sie genau an jenem Ort, an dem man sie geborgen hatte. Tragischer Weise sollte dieses Grab nicht das letzte bleiben. Leider fielen die unbekannten Donauleichen auch post mortem immer wieder den Fluten zum Opfer – der ursprüngliche Friedhof der Namenlosen wurde wiederholt vom Hochwasser überschwemmt. Also errichtete man um 1900 einen zweiten Friedhof hinter dem Hochwasserdamm, den man heute noch besuchen kann.
Gedenkstätte mit morbidem Charme
Die letzte Beisetzung fand hier 1940 statt, auf einem der Grabkreuze finden aufmerksame Besucher*innen allerdings die Jahreszahl 1953. Jedenfalls ist der Friedhof der Namenlosen längst stillgelegt. Donauleichen gibt es leider nach wie vor, aber die werden inzwischen am Zentralfriedhof beigesetzt. Der Friedhof am Ende der Stadt, im Niemandsland zwischen Industrie und Brache, dient wacker ihrem Gedenken. Bis heute findet man auf manchen Gräbern sogar Grabgaben, die die Besucher*innen den vielen, meist anonymen weil nicht identifizierten Donauleichen nach wie vor unters Kreuz legen. Besonders beklemmend sticht das Kindergrab vom “Sepperl” hervor, dem dieser Name nachträglich zugeschrieben wurde. Auf seiner Gedenkstätte sitzen von den Gezeiten zerschlissene Stofftiere und andere Devotionalien.
Unter der Woche dröhnt hier geschäftig der Hafenlärm, am Wochenende herrscht seltsame Ruhe. Und die Donau rauscht unerbittlich vorbei an ihren namenlosen Opfern.
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