Friedrichshof
Römerstraße 1, 2424 ZurndorfÖffnungszeiten
Nur mit telefonischer Voranmeldung zu besichtigen
Tel.: +43 (0)676-749 7682
Restaurant am Friedrichshof
Mittwoch - Sonntag geöffnet (wenn es die Corona-Maßnahmen wieder zulassen)
Kontakt & Info
www.friedrichshof.atWer den ehemaligen Gutshof in Zurndorf betritt, merkt sofort, dass es sich um einen besonderen Ort handelt. Bis 1990 war der Friedrichshof Schauplatz eines alternativen Gesellschaftsmodells und Mittelpunkt der Otto-Muehl-Kommune. Die Kommune pflanzte über 10.000 Bäume und legte eine parkähnliche Anlage an. Das zunächst so frei scheinende Lebensexperiment scheiterte, doch die beschauliche Wohn- und Parkanlage blieb erhalten.
Vom Neusiedler See zum Friedrichshof
Für einen Tagesausflug schwingt ihr euch in Neusiedl am See aufs Fahrrad und radelt den Neusiedlerseeradweg Richtung Weiden am See entlang. Weiter geht’s am Windradweg B29 Richtung Zurndorf. Vom Bahnhof in Neusiedl bis zum Friedrichshof sind es etwa 15 Kilometer.
Am Friedrichshof angelangt, eignet sich der gelbe Uhrturm in der Hofmitte als Startpunkt für den Erkundungsspaziergang. Von hier erhascht ihr einen Blick in die ehemaligen Räumlichkeiten der Kommune und in die Ateliers. Mit telefonischer Voranmeldung könnt ihr die Kunstsammlung zum Wiener Aktionismus und die Ausstellungsräume von Kunstschaffenden besichtigen, die heute am Hof arbeiten und wohnen. Weiter geht’s über den Naturbadeteich, der im Sommer für Abkühlung sorgt und im Winter zum Eislaufen einlädt, zum „Joggingpfad“. Der mit grünem Moos bewachsene Weg führt euch durch eine schmale Allee zu einer Lichtung. Dort befinden sich Gemeinschaftsgärten und ein Skulpturen-Garten. Für den Rückweg orientiert ihr euch einfach am gelben Uhrturm. Erfrischungen findet ihr im Restaurant am Friedrichshof.
Motivierte radeln den Windradweg noch 35 Kilometer weiter und gelangen so wieder zum Neusiedler Bahnhof. Alternativ fahrt ihr die Anfahrtsstrecke zurück, kehrt in Weiden oder Neusiedl ein und genießt noch die eine oder andere pannonische Traube.
Die Muehl-Kommune
Vor dem Besuch setzt ihr euch am besten mit der Geschichte des Friedrichshofs auseinander. So idyllisch er heute auch sein mag, so problematisch ist seine Vergangenheit. Die Kontextualisierung hilft, wenn ihr vor Ort in die ehemaligen Räumlichkeiten der Kommune lugt oder die Ausstellung zum Wiener Aktionismus besucht.
Die Kommune bestand aus rund 200 Menschen und wurde in den Siebzigerjahren vom Wiener Aktionisten Otto Muehl gegründet. Das Zusammenleben folgte einem Gesellschaftsmodell, das die Defizite von Kapitalismus und Kommunismus überwinden sollte. Das Experiment scheiterte, denn Muehl nutzte seine Position als Stammeshäuptling aus, manipulierte die Kommunard*innen und etablierte zunehmend autoritäre Strukturen. Gegen Ende der Achtzigerjahre wuchs die Kritik am Kommunenvorstand, der regelmäßig seine eigens aufgestellten Gemeinschaftsregeln brach. Nach seiner Absetzung löste sich die Kommune rasch auf. 1991 wurde Muehl wegen sexuellen Missbrauchs von minderjährigen Kommunard*innen und Verstößen gegen das Suchtmittelgesetz zu sieben Jahren Haft verurteilt.
Zur Aufarbeitung der Vergangenheit öffnete die verbliebene Gemeinschaft das Kommunenarchiv. Dabei entstand der sehr empfehlenswerte Dokumentarfilm Meine Keine Familie, in dem ein ehemaliger Kommunarde seine Kindheit am Friedrichshof verarbeitet.
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(c) Beitragsbild | charly.junior.thethird | Instagram