Hannovermarkt
Hannovermarkt 1, 1200 WienÖffnungszeiten
SA: 6-18 Uhr
Jeder Wiener Markt hat ja so seinen Charakter: der Naschmarkt ist der anspruchsvolle Allrounder, der Brunnenmarkt der aufstrebende Kosmopolit und der Karmelitermarkt zeigt sich gerne als künstlerischer Traditionalist. Wer es gemütlich mag und gerne Neues entdeckt, sollte dem Hannovermarkt im 20. Bezirk einen Besuch abstatten.
Der bequeme Historiker
Von seiner österreichischen Geschichte über seinen Umzug bis hin zu seiner EU-Connection: Dieser Markt hat schon einiges erlebt. Denn ab 1850 wurde der damalige Standort unter dem Namen Brigittamarkt aufgelassen und in die Hannoverstraße verlegt – fortan hieß er also Hannovermarkt. Er und auch die Dresdnerstraße wurden nach der Königsfamilie von Hannover benannt, die im Preußisch-Österreichischen Krieg auf der Seite Österreichs kämpfte. Bis 2003 war er nach dem Naschmarkt mit 90 Ständen der zweitgrößte Markt Wiens. Mit EU-Fördermitteln wurde der Hannovermarkt dann generalsaniert und auf 58 Standplätze verkleinert. Das hat ihn jedenfalls nicht geschadet, da so eine Gemütlichkeit entstand, die im touristischen Wien auf kaum einem anderen Markt zu finden ist.
Das Beste aus Ost und West
Auf atmosphärischer Ebene leben Bazar und Bauernmarkt in einer gut funktionierenden Symbiose. Angefangen von serbischen Spezialitäten über ukrainische Trachten bis hin zum koscheren Fischgeschäft und heimischem Leberkäse: Menschen unterschiedlichster Herkunft verkaufen hier Stand an Stand ihre Produkte von Montag bis Samstag (mindestens bis 18 Uhr) nebeneinander und schätzen den kulturellen Austausch mit neuen und alten Gesichtern. Einige Standbesitzer*innen sprechen sogar von einer großen Familie. Natürlich kommt aber auch das markttypische Feilschen nicht zu kurz. Manch ein Preiskampf wird hier mit großer Spannung ausgefochten, über Erfolge freuen sich aber schlussendlich beide Seiten.
Darf’s ein bisserl mehr sein?
Der Hannovermarkt wird vor allem für sein großes Angebot an Fleisch und Fisch zu fairen Preisen geschätzt – 500 Gramm Rinderfaschiertes kosten hier rund 3 Euro, wobei es direkt vor Ort durch den Fleischwolf gedreht wird. Auch die große Vielfalt an Gewürzen aus dem vorder- und mittelasiatischen Raum bekommt man hier recht preiswert. In den Kisten tummeln sich Südfrüchte aber auch Obst und Gemüse aus regionalem Anbau, die Preise variieren hier je nach Stand und oft ist dann dein Verhandlungstalent gefragt. Speck- und Käseliebhaber*innen können an Samstagen im Rahmen des Bauernmarkts zuschlagen. Aber nicht nur das Bäuchlein kommt gut davon, an Wochentagen könnt ihr euch durch Trödel- und Flohmarktware wühlen. Wer von den eingekauften Köstlichkeiten einen unstillbaren Gusto entwickelt hat, kann diesen bereits vor Ort in kleinen Cafés, Imbiss-Klassikern und Bäckereien stillen. Severin Corti lobt etwa im Standard den Abu Elabed Imbiss. Absolute Empfehlung: Das Tandoor-Fladenbrot bekommt man in Wien nur schwer und ist bei Bagheri absolut fein.
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Bei uns findet ihr noch eine große Auswahl weiterer toller Märkte in Wien. Und wir nehmen euch mit auf ein paar frühlingshafte Blütenspaziergänge durch die Stadt.
(c) Beitragsbild | Sophie Unger