Museumsdorf Niedersulz
„Museum“ und „Schönwetter“ klingt für euch wie eines der Gegensatzpaare, die ihr beim Intelligenztest bilden müsst? Von wegen! Das Freilichtmuseum Niedersulz beweist, dass ihr euch auch im Museum einen leichten Sonnenstich holen könnt. Also Sonnenhut auf und nichts wie hin!
Eigens übertragene Gebäude
Seit 1979 ist es in Niedersulz möglich, durch ein Dorf aus dem 19. Jahrhundert zu stapfen. Den Anfang machte damals ein über 200 Jahre alter Weinviertler Streckhof, der von Bad Pirawarth nach Niedersulz übertragen wurde. Nach und nach kamen Wohn- und Arbeitshäuser dazu, Werkstätten, Kapellen und sogar eine Volksschule. Ein authentisches Dorfensemble entstand. Mit der Zeit bildete sich außerdem die für das Weinviertel und die Weinlagerung so typische Kellergasse. Mittlerweile ist das Areal gute 22 Hektar groß und bietet an die 80 historischen Gebäude zur Besichtigung. Architektur und Ausstattung sind historische Originale, die teils durch bauliche Übertragung (oder originalgetreue Nachbauten) und teils durch Sammlung nach Niedersulz gefunden haben.
Museumsspecial aus der Religionsgeschichte
Eines der Highlights des Freilichtmuseums ist das Täufermuseum in einem Kleinhäuslerhaus aus dem 17. Jahrhundert, also einem kleinen Wohnhaus mit Zimmer, Kammer, Stallung und Garten. Es ist das einzige Museum Österreichs, das in einer ständigen Ausstellung über die Geschichte der Täufer und Hutterer im Weinviertel und in Südmähren aufklärt. Wie bitte, was? Täufer und Hutterer sind religiöse Abspaltungen, die grob gesagt für die freie Entscheidung für den Glauben einstanden und daher Kindestaufen strikt ablehnten. Um 1528 siedelten sie sich in Südmähren und dem angrenzenden Weinviertel an. Lange Zeit wurden sie deshalb von der Kirche verfolgt, im 17. Jahrhundert schließlich aus unseren Breiten vertrieben. Ihre Nachfahren finden sich heute vor allem in Kanada und den USA.
Aug‘ in Aug‘ mit Babe und Co.
Besonders echt wird die historische Experience aber am „Lebenden Bauernhof“ des Museumsdorfes. Ziegen, Schweine, Kaninchen und allerhand Geflügel könnt ihr hier nicht nur durch den Zaun hindurch anstarren, sondern falls gewünscht auch mit ihnen auf Tuchfühlung gehen. Doch bevor ihr mit eurem Magenknurren eure neuen gefiederten und felligen Freunde vergrault, macht besser einen Abstecher ins Dorfwirtshaus am Dorfplatz. Hier speist ihr zwar nicht wie im 19. Jahrhundert – aber das ist vielleicht auch besser so. Jedenfalls bekommt ihr regionale Schmankerl, All-Time-Favourites der Wirtshauskultur und jede Menge herrlichen Wein, wie es sich für die Region nun mal gehört.
Action aus dem 19. Jahrhundert
Generell ist das Freilichtmuseum stark auf Interaktion angelegt. Neben den Überblicksführungen durchs Dorf am Samstag um 14 Uhr sowie sonn- und feiertags um 11 und um 14 Uhr besucht die Familienführung jeden ersten und dritten Sonntag im Monat ab 15 Uhr die Schmiede, das Wirtshaus mit seinem Gewürzkräutergarten und den eingerichteten Bauernhof – Rätselspaß inklusive!
Jetzt hat euch das Museumsfieber gepackt? Wir zeigen euch Österreichs ausgefallenste Museen! Was ihr sonst noch so anstellen könnt, verraten euch unsere To Dos.
(c) Beitrags- und Facebook-Bild | Nadja Meister