Sigmund Freud Museum
Öffnungszeiten
Mittwoch 10 bis 21 Uhr
Donnerstag bis Dienstag 10 bis 18 Uhr
Wo Sigmund Freud insgesamt 47 Jahre lang lebte und arbeitete, befindet sich seit 1971 das ihm gewidmete Museum: in der Berggasse 19 am Alsergrund. Ende August wurde es nach umfassenden Umbau- und Erweiterungsarbeiten nach 18 Monaten wiedereröffnet. Nun sind alle Räume der Wohnung und der gegenüberliegenden Ordination der Öffentlichkeit zur Gänze zugänglich.
Klingeln bei Freud
Die Ausstellung beginnt im ersten Stock des Hauses. Dort führen zwei doppelflügelige Türen links zur Wohnung der Freuds, rechts zur Ordination. Will man eintreten, klingelt man einfach mal bei Sigmund Freud und die Tür öffnet sich. Die Begehung ist in beide Richtungen möglich – von den Wohnräumen zur Ordination oder umgekehrt –, aber es ist empfehlenswert, zuerst Freud als Menschen kennenzulernen und anschließend erst seine Arbeitsweise.
Die Wände der Wohnung, die die Freuds ab 1891 bis zur Flucht vor den Nationalsozialisten 1938 bewohnten, sind heute weiß gestrichen. Man hat das Gefühl, in einer jederzeit wieder für einen Neubezug bereiten Wohnung zu stehen. An manche Stellen wurden die ursprünglichen Wandbemalungen freigelegt, etwa auf der zum Hof ausgerichteten Veranda, wodurch man eine ungefähre Idee von der ehemaligen Pracht der Räume bekommt. Auch ein altes Telefonkabel und die Löcher der Aufhängungen des Teppichs hinter Freuds berühmten Therapie-Couch wurden freigelegt und hervorgehoben. Durch Details wie diese verliert die Ausstellung das Museale und macht Freuds Leben noch greifbarer. Außerdem existieren Aufnahmen der Wohnung, die vom Fotografen Edmund Engelman unmittelbar vor der Emigration Sigmund Freuds nach London angefertigt wurden und nun im gesamten Museum zur Veranschaulichung angebracht sind.
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Nah und doch so fern
Trotz dieser direkten Schnittstellen zur Vergangenheit wurde hier spürbar eine Existenz ausradiert. Nur ein paar Stücke des Originalmobiliars, das die Familie ins Exil mitnahm, sind dank der jüngsten Freud-Tochter Anna nach Wien zurückgekommen. Abgesehen davon ist die Wohnung leer und wirkt verlassen. Das einzig möglichst originalgetreu rekonstruierte Zimmer ist das Wartezimmer der Ordination.
In den restlichen Räumen erzählen Texte an den thematisch geordneten Ausstellungsstationen vom Leben und Schaffen Freuds. Hier sind nicht nur wichtige Werke, sondern auch Briefe und persönliche Gegenstände seiner Familie, Wegbegleiter und Kolleginnen in Vitrinen ausgestellt. Ein Teil des Museums ist übrigens Anna Freud gewidmet, die in die Fußstapfen ihres Vaters trat und als Pionierin der Kinderanalyse gilt. Besonders eindrucksvoll: In einem abgedunkelten Raum könnt ihr auf einigen Sesseln Platz nehmen und der 1982 verstorbenen Anna zuhören, wie sie in geschnittenen Original-Videoaufnahmen von ihrem Vater erzählt.
Abstieg in die Gegenwart
Spätestens wenn ihr die Treppen ins Erdgeschoss hinuntersteigt, kommt ihr wieder in der Gegenwart an. Dabei behandeln ohnehin schon die wechselnden Sonderausstellungen im ersten Stock Freuds Vermächtnis. Am Weg ins Erdgeschoss widmet sich ein kleiner Ausstellungsraum noch der Flucht und dem Leben im Exil. Im Erdgeschoss, wo sich Freuds Ordination befand, ehe er 1908 die Räumlichkeiten vis-à-vis der Wohnung bezog, ist zum Abschluss eine Präsentation ausgewählter Werke der Konzeptkunstsammlung des Sigmund Freud Museums zu sehen. Seid ihr dann am Ende der Ausstellungsräume angelangt, lädt der Museumsshop zum Schmökern in den Büchern und zum Stöbern durch die Souvenirs ein. Und im Museumscafé kann das Gelesene und Gesehene bei einem Kaffee verarbeitet werden.
Wir finden, die Lokale in Wiens Museen haben allesamt ein ganz besonderes Flair. Immerhin waren die Wiener Kaffeehäuser schon jeher ein Treffpunkt diverser Persönlichkeiten. Was der Herbst in Wien außer tollen Museen und gemütlichen Cafés zu bieten hat, erfahrt ihr auf unserer Herbst-dahoam-Seite.
(c) Beitragsbild | Pia Miller-Aichholz | 1000things